HRV

Die Messung der Herzfrequenzvariabilität – 7 Minuten, die sich lohnen
Herzfrequenzvariabilität eng. Heart rate variability (HRV)

Was ist die Herzfrequenzvariabilität (HRV)?
 
Allgemein herrscht die Annahme, dass ein gesundes Herz doch möglichst gleichmäßig schlagen sollte. Das Gegenteil ist der Fall. Der Herzrhythmus eines gesunden Herzens variiert ständig um kaum wahrnehmbare Nuancen im Tausendstelsekundenbereich. Vereinfacht kann man sagen: je kränker der Mensch um so gleichmäßiger sind die Abstände der einzelnen Herzschläge.
Der Zustand des vegetativen Nervensystems hat einen direkten und längerfristigen Einfluss auf die Herzfrequenzvariabilität. Dies gilt nicht nur für den akuten Zustand während der Aufzeichnung der Messung sondern für den derzeitig vorliegenden Zustand von Spannung und Entspannung. Selbstverständlich sollte die Messung nicht unter Stress oder Angst stattfinden.
Mit dem Fühlen des Pulses kann man diese kleinen Veränderungen leider nicht wahrnehmen. Die Herzfrequenzvariabilität kann nur elektronisch gemessen werden. Dazu muss der Patient meist in Ruhe und über einen bestimmten Zeitraum (ca. 7 Minuten oder ca. 500 Herzschläge) einen Brustgurt tragen. Die ermittelten Daten werden dann über eine komplizierte Berechnung anhand von Vergleichsdaten analysiert und bewertet.

Hintergrundinforamtionen zur HRV-Messung:
Reine Nervensache
 
Das menschliche Nevensystem umfasst mehrere Systeme, die miteinander zusammen arbeiten: das Gehirn als zentrale Schaltstelle mit dem angegliederten Rückenmark als Hauptleitung. Das somatische Nervensystem, welches uns die Signale von außen meldet und unsere Beweglichkeit durch die Steuerung der Muskulatur ermöglicht.

Unser vegetatives Nervensystem Leben zwischen Leerlauf und Vollgas
 
Unser vegetatives Nervensystem steuert alle wichtigen Körperfunktionen: unser gesamter Stoffwechsel, die Atmung, das Herz-Kreislaufsystem, die hormonelle Regulation und die Verdauung sind der Regulation zweier gegenläufger Steuerungssysteme ausgesetzt. Besonders wichtig ist, dass unser Immunsystem auch ganz empfindlich auf dieses System reagiert.
Das vegetative Nervensystem besteht zur Hauptsache aus zwei Komponenten. Der Parasympathikus und der Sympathikus haben gegenläufige Wirkungen auf unsere Körperfunktionen. Über den Sympathikus werden anregende, unmittelbar leistungsfördernde Anreize vermittelt, während über den Parasympathikus gegenläufige, beispielsweise erholungsfördernde Impulse laufen.

Sympathikus – das Nervensystem für „Kampf und Flucht“
 
Der Sympathikus versetzt unseren Körper in hohe Leistungsbereitschaft und bereitet ihn auf Angriff oder Flucht oder andere außergewöhnliche Anstrengungen vor. Dies wird auch als Stressreaktion bezeichnet. Der Sympathikus steigert die Herztätigkeit und den Blutdruck und führt zu einer vermehrten Durchblutung und einer erhöhten Spannung unserer Muskeln. Erhöht durch den Anstieg des Blutzuckerspiegels, quasi prophylaktisch, für das bevorstehende Ereignis den Stoffwechsel. Er unterdrückt dafür andere, für die unmittelbare Aktivität nicht unbedingt erforderliche Vorgänge, wie beispielsweise die Darmtätigkeit. Der Sympathikus erweitert die Bronchien um Voraussetzungen für eine bessere Atmung zu schaffen. Die Pupillen werden erweitert, der Mund trocken. Das Stresshormon Kortisol wird erhöht.
Kurz gesagt bewirkt der Sympathikus, dass unser Körper auf "Vollgas" schaltet, um sofort durchstarten zu können.

Parasympathikus – der „Ruhenerv“
 
Der Parasympathikus dient dem Stoffwechsel zur Erholung und zum Aufbau körpereigener Reserven. Er sorgt für Ruhe, Erholung, Regeneration und Schonung. Die Darmtätigkeit wird angeregt. Es wird Speichel und Gallenflüssigkeit produziert. Blutdruck und die Herzfrequenz werden reduziert. Die Pupillen werden enger. Alle Funktionen des Körpers schalten auf Verdauung und Entspannung. Auch die Fortpflanzung und das Immunsystem werden über den Parasympathikus gefördert.

Einfluss der Umwelt
 
Unser vegetatives Nervensystem hat sich an unsere modernen Lebensumstände noch nicht ausreichend angepasst. Bei Stress werden die oben beschriebenen Körperfunktionen wie Blutdruckerhöhung, Herzschlag usw. aktiviert. Dieses war in der Entwicklungsgeschichte auch sehr sinnvoll. Auf eine Bedrohung folgte die Reaktion "Kampf" oder "Flucht". Durch die folgende körperliche Aktivität wurden die erhöhten Werte "verbraucht". Heute reagieren wir aber auf eine solche Situation nicht mehr mit Bewegung. Die Stressparameter normalisieren sich in diesem Fall nicht. Zahlreiche dieser Parameter finden sich dann als Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel- und weitere chronische Erkrankungen wieder.
Stress, Hektik, dauernde Anforderungen und Berieselung mit äußeren Reizen bringen durch mangelnde Ruhephasen dieses empfindliche System aus dem Gleichgewicht, ohne dass dies dem Betroffenen sofort auffällt. Im Gegenteil, die aufputschende Wirkung des Stresses wird oft sogar als wohltuend empfunden, aber leider gibt es keinen positiven Stress.
Erhöhter Blutdruck und Herzschlag, sowie Schlafstörungen, Abgeschlagenheit und Dauermüdigkeit können Folgen dieser mangelnden Gegenregulation sein.
Schon diese kurze Einführung macht uns bewusst, dass eine dauernde Steigerung des Sympathikus negative Auswirkungen auf unseren Körper haben muss. Der Blutzucker und Blutdruck werden erhöht. Das Herz schlägt schnell. Kotisol fördert auf Dauer das Hungergefühl und somit das Körpergewicht. Medizinische Probleme, die in unserer modernen Welt immer mehr zunehmen. Ein Leben auf der "Überholspur" birgt viele Risiken für unsere Gesundheit. Oft wird diese Situation nicht bemerkt und unterschätzt. Eine Untersuchung des aktuellen Zustands wäre somit sicher sinnvoll. Hier bietet sich die Messung der Herfrequenzvariabilität an.
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